Donnerstag, 8. Januar 2015

Heute wird gemutschelt


Heute ist Reutlinger Mutscheltag und der wird und wurde natürlich auch in Betzingen begangen. Hier ein Foto von einer fröhlichen Mutschelrunde im Braun-Beck, aufgenommen im Januar 1976

Mehr zum Mutscheltag 

Zu den Bildern erhielten wir folgende Hinweise

Erstes Bild hinten links Dr. Meier

Im oberen Bild links ist Walter Gugel aus der Rosenstrasse. Der Schreiber ist Rainer Braun vom Leyrenbach.

Im unteren Bild "kontrolliert" wohl mein Vater Albrecht Bader den Schreiber. Der lächelnde Mann ist Erwin Digel, damals Vorstand vom MV Betzingen und davor sitzt Walter Boden.

Die Frau in rot ist Elke Sauter. Und hinter'm Erwin sitzt ihr Mann Albrecht Sauter. Er hat mit seinem Vater die Schreinerei vor der Karlshöhe gehabt.

Im oberen Bild ganz links Klaus Digel


BildeRTanzquelle Erwin Digel

Der Reutlinger Mutscheltag:
Am Dorstig noch em Oeberste
do will-es so dr Brauch,
do feiret mr de Mutscheltag
ond strapaziart de Bauch.
Do spucket d'Becke älle en d'Händ
ond schwitzet – 's ist e Gwalt -
ond bachet Stern mit Kränzl druf,
ond bachet Mutschle halt.
E'jede Backstub wird zur Boiz,
zom Wirt e'jeder Beck,
ond neamert frogt noch Brezgete,
noch Kipf ond Doppelweck.

Ge'Mutschle ganget d'Mannsleut do,
lent d'Weibsleut all dahoim.
Koi Kerle goht en dere Nacht
de Mädle uf de Loim.
Do goht-es an e Würfle, oh,
ist des en Eifer, Leut,
wo's doch am End noch jedem Spiel
zom Preis e Mutschel geit.
Se würflet, daß es no so kracht,
des wettret, ond des tuat,
drom scheckt e Mutschel halt zom Wei
so donderschlächtig guat.

Se würflet de "Studentenpasch",
de "Doppelgänger" gar,
ond d'"einsame Filzlaus" macht sich halt
noh au net länger rar.
Druf spielet se am "Mausloch" rom
noch altem Brauch ond Schick,
ond gilt's em "lange Entenschiß",
goht älles uf guat Glück.
Ois, zwoi, drei, vier ond faif ond sex!
Wer geit schao ebes drom?
Dia Würfel ruglet von alloi
wia wild em Viereck rom.

So knoblet se dia Mutschle raus
ond machet Strich om Strich
mit Kreide glei uf d'Tischplatt na
ond kennet jeden Schlich.
Doch noch de "böse Siebe" ist
d'Katz nonter halt de Bach:
"Fenf Fenger" oder "Hoor oms Loch"
ist au e feine Sach.
Kurzom, se schmeißet Pasch om Pasch,
ond jeder stellt sein Ma,
ond "blost dr Wächter erst vom Turm",
kommt's "nacket Luisle" dra.

E Fest ist des, wia's wenig geit,
en Allmachts-Kugelfuhr!
Koi Wonder guckt koi Mensch au no
e gotzigsmol uf d' Uhr.
Ond zwölfe schleet's ond ois ond zwoi,
was ist do schao dabei?
E Viertelstond, e Stöndle noh!
E Spiel ist glei verbei.
Z'letzt aber brengt e'jeder Ma
(sonst kämt-er glei ans Britt)
seim Weib, seim Schatz, e Mutschel halt
als Drachefuatter mit.

E Mutschel wia-n-e Wagerad
wirkt Wonder, kommt's druf a,
stopft d'Mäuler älle uf dr Stell,
brengt Aihr ei jedem Ma!
Drom Weibsleut, machet koi so Gsicht,
ond gent uich ebe drei;
denn so isch schao seit jeher gwä,
ond so soll's weiter sei:
Am Dorstig noch-em Öberste
do will-es so dr Brauch,
do feiret mr de Mutscheltag
ond strapaziert de Bauch.

Quelle:
Heinz-Eugen Schramm
Aus "Wia mr's nemmt"--
Verlag Karl Knödler, Reutlinger

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