Freitag, 4. November 2011

Oskar Kalbfells Schulklasse



















Das alte Klassenfoto zeigt den Betzinger Jahrgang 1897, zu dem auch Oskar Kalbfell, der spätere Reutlinger Oberbürgermeister, gehörte. Ihn habe ich mit einem weißen Kreuz markiert. Der ganz rechts stehende Lehrer ist der damalige Rektor Guido Neth. Das Foto ist 1911 hinter dem Backsteingebäude entstanden, welches damals noch ziemlich neu war. Was man sich heute überhaupt nicht vorstellen kann: In dieser Klasse waren mehr als 90 Schülerinnen und Schüler. Der Junge in der ersten Reihe, 4. von links ist Wilhelm Bögle, der Vater des Betzinger Künstlers Normann Bögle.

Bildertanzquelle Werner Früh

Im Jahre 2006 erzählte mir der damals 97-jährige Walter Leibssle - inzwischen verstorben - von Rektor Neth:
Während meiner Schulzeit in der neuen Hoffmannschule hieß der Rektor Guido Neth. Er war sehr gefürchtet bei den Schülern und konnte schreien, dass die Wände wackelten und er teilte auch ständig Hiebe aus, meist mit einem Stock. Rektor Neth, der in der Leyrenbachstraße wohnte, ist aber auch ein guter Sänger gewesen, Stimmlage Tenor. Wenn er mit seiner Klasse ein Lied sang, konnte man das in allen anderen Klassenzimmern im Schulhaus gut hören. Das war ihm wohl wichtig, dass man ihn und seine Klasse singen hörte. Wenn beim Egelhaaf – in der Fabrik neben dem Schulhaus – um 12.00 Uhr die Arbeiter herauskamen, ließ der Rektor Neth die Fenster öffnen und dann musste seine Klasse kurz vor Schulschluss noch einmal ein Lied singen. Dadurch bekamen die Egelhaaf Arbeiter den Gesang noch einmal mit und der Rektor Neth wollte das wahrscheinlich auch so. Ohne am Unterrichtsschluss bei geöffneten Fenstern ein lautes Lied zu singen, kamen die Schüler vom Rektor Neth nicht aus der Schule heraus.

Ich selbst hatte den Rektor Neth nicht als Lehrer, der spätere Reutlinger Oberbürgermeister Oskar Kalbfell, er ist ja ein waschechter Betzinger, ist aber zu ihm in die Klasse gegangen. Neth’s Tochter allerdings – vielleicht war sie in der Lehrerausbildung, auf jeden Fall ein junges Ding – hat ab und zu ausgeholfen in der Schule, hat dort auch Unterricht gehalten und ist auch ein paar mal in unsere Klasse gekommen für ein paar Stunden. Wenn man sie geärgert hat oder wenn ihr etwas nicht passte, hat sie immer gesagt: „Ich sags meinem Vater!“ und da hatte natürlich jeder großen Respekt davor, denn der Rektor Neth war sehr gefürchtet an der Schule. Und natürlich hat sie es auch immer ihrem Vater gesagt, wenn ihr irgend jemand aufgefallen war oder wenn jemand etwas angestellt hatte und dann musste man zu ihm und wurde bestraft.

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