
Keiner weiß so genau, ob es den legendären schwäbischen Rennfahrer Biberle jemals gegeben hat. Sicher ist jedoch, dass in der Breitenbachstraße in den 1950er Jahren ein Rennwagen begeisterter Junge wohnte. Das windschnittige Gefährt sieht nach Eigenbau aus und es wird auf diesem Foto pilotiert von Klaus Digel.
Es scheint ihn tatsächlich gegeben zu haben, den schwäbischen Rennfahrer Biberle. Folgende Infos erhielten wir per mail:
Erwin Biber (*16.2.1905 in Erolzheim, Kreis Biberach, Spitzname "
Rennfahrer Biberle") war der älteste Sohn des Landwirts Erwin Biber aus Erolzheim. Da der kleine Erwin (daher der Spitzname "Biberle") besonders begabt war, wurde er mit 10 Jahren in die Schule des Klosters Ochsenhausen versetzt. Da es damals keine Verkehrsverbindungen gab und der Vater das Internat nicht bezahlen konnte, wurde für Erwin "Biberle" ein Fahrrad gekauft, mit dem er täglich die 15 Kilometer in die Schule fuhr. Schon bald war "Biberle" in der Lage, die Strecke immer schneller zurückzulegen und wegen dieses Talents durfte er 1924 erstmals beim Radrennen "Rund um das Ärazoimer Schloss (Slang für "Erolzheimer Schloss") teilnehmen, obwohl er das Mindestalter von 20 Jahren noch nicht erreicht hatte. Dieses Rennen fand jedes Jahr am Aschermittwoch statt und ging von Biberach über Erolzheim nach Memmingen. In diesem Jahr 1924 lag "Biberle" in Führung, als es auf das Erolzheimer Schloss zuging. Was "Biberle" nicht bedachte, war, dass dieses Schloss drei Mal zu Fuss umrundet werden musste (ähnlich einem Querfeldeinrennen) und "Biberle" nicht besonders gut zu Fuß war. Er stürzte über eine Wurzel und verstauchte sich den Knöchel so schwer, dass er nicht mehr weitermachen konnte. Es siegte sein Freund und Rivale
Andreas Schneider, ein gelernter Schmied und Elektriker ebenfalls aus Erolzheim. 1925 war es dann anders: Biberle gewann mit riesigem Vorsprung das Rennen und wiederholte diesen Erfolg noch 3 Mal bis 1928. Wegen seines rasanten Fahrstils wurde aus Erwin Biber im Volksmund der "
Rennfahrer Biberle". 1929 passierte dann die Tragödie: "Biberle" erlitt einen Rahmenbruch, stürzte schwer und brach sich das Bein. Von diesem Sturz erholte er sich nie mehr und bestritt auch kein Radrennen mehr. 1944, in den letzten Kriegsmonaten, wurde "Biberle" noch zum Heimatschutz eingezogen und fiel bei einem Luftangriff am 2. Februar 1944. Er wurde auf dem Friedhof in Erolzheim beerdigt. Das Grab existiert allerdings nicht mehr. Wegen seines 4-fachen-Sieges in Folge und seines rasenden Fahrstils, entstand der Spruch und die Legende vom "Rennfahrer Biberle", die Grundlage für zahlreiche Kinderreime und Geschichten aus dem Oberschwäbischen Volksmund wurde.
Betzinger Portfolio Foto Erwin Digel